Historischer Einblick

Der Ursprung

Seit wann es eine Burg Leerodt gab und wer sie erbaute, ist nicht mehr bekannt. Aber bereits im Jahr 1308 sind der Rittersitz als „curia de Leirode“ und auch das gleichnamige Rittergeschlecht urkundlich erwähnt.
Die Endsilbe „rode“, „roide“, „rodt“ lässt darauf schließen, dass die Burg, vermutlich in nachkarolingischer Zeit, in einem Rodungsgebiet errichtet wurde, wie auch die umliegenden Ortschaften Randerath, Uetterath, Tripsrath und Süggerath.

Leerodt und Umgebung

Landschaftlich war und ist die Umgebung von Leerodt durch die Wurm geprägt, die im Aachener Wald entspringt und nördlich von Heinsberg in die Rur mündet. Als Grenze zwischen unterschiedlichen Herrschaftsgebieten spielte die Wurm über die Jahrhunderte hinweg eine wesentliche Rolle: es ist deshalb nicht erstaunlich, dass sich entlang des Flusses in unmittelbarer Nachbarschaft zu Leerodt zahlreiche heute mehr oder weniger erhaltene ursprüngliche Wehranlagen finden: Burg Geilenkirchen, Burg Trips, Burg Horrig, (Leerodt), Haus Opheim, Gut Zumdahl, Gut Kleinsiersdorf und die Burg Randerath.
Sehr wahrscheinlich ist es, dass Leerodt ursprünglich eine Rundburg war, in der Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude nicht durch einen Wassergraben getrennt waren, sondern zusammen auf einer Insel lagen. Darauf hinweisen könnte auch der fünfeckige Grundriss der Vorburg.

Bedeutender Wandel im 17. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert brachte eine durchgreifende bauliche Umgestaltung der Burg Leerodt zu einer Schlossanlage. Von den heute noch vorhandenen Gebäuden gehörten die älteren zur Vorburg, deren beide, zum früheren Schlossgraben weisende Giebel die Jahreszahl 1616 tragen. Der Giebel mit dem Ecktürmchen, der noch gotischen Baucharakter zeigt, weist darauf hin, dass auf ältere Bausubstanz aufgebaut wurde. Während der Um- und Ausbau der Vorburg dem Großvater Christoph von Leerodt und dem Vater Johann von Leerodt zuzuschreiben ist, wurde das Torhaus im Zuge des Schlossbaus von seinem Sohn Heinrich Wilhelm an dieses baulich angepasst. Unter anderem ist dies auch an den Blausteineinfassungen zu erkennen, einem Baustoff, der ebenfalls für den Schlossbau verwendet wurde und den vorher gebräuchlicheren Mergel, der zum Teil heute noch als Einfassung in den Gebäuden der Vorburg zu finden ist, ersetzte. Die Umformung der Vorburg zog sich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hin, wie es die Jahreszahl 1654 auf dem Wappenstein des Torhauses belegt.

Der Schlossbau

Noch bevor die Erneuerung der Vorburg beendet war, wurde das Herrenhaus Schloss Leerodt ohne Benutzung älterer Bauteile aus einem Guss im Stil der maasländischen Renaissance als vierflügelige Anlage von Heinrich Wilhelm Freiherr von Leerodt (um 1609 – wahrscheinlich 1685/86) errichtet. Aus dem Chronogramm des Wappens über dem Hauptportal ist die Jahreszahl 1647 zu erlesen (HenrICVs WILheLMVs LIber baro a Leerodt et Iohanna FranCIsCa BaronIssa a Cortenbach VXor eIVs PosVerVnt – MCCCCLLLLXVVVVVVIIIIIII – 1647).

Auswirkung der Erbfolge – Schloss Leerodt und Schloss Born

Von dem Schlossbau seines Bruders angeregt, baute Johann Arnold (1615-1688), Domherr in Lüttich und Herr auf Born, von 1662 bis 1666 seinen Besitz in Born ebenfalls zu einem Schloss aus und begründete dort ein Fideikommiss zugunsten des zweiten Sohnes seines Bruders. (Fideikommiss, von lat. fidei commissum = zu treuen Händen belassen. Ein unveräußerliches und unteilbares Familienvermögen, i.d.R. Grundbesitz, das geschlossen in der Hand eines Familienmitglieds blieb; nur der Ertrag stand zur freien Verfügung. Ein Recht, das in Deutschland 1938 abgeschafft wurde. Aus: Die Zeit, Das Lexikon in 20 Bänden, Bd 4.) Diese jüngere Borner Linie der Familie Leerodt starb 1774 im Mannesstamm aus. Das Fideikommiss fiel der Linie Leerodt zu Leerodt zu. Nachdem Schloss Leerodt über ein Jahrhundert bewohnt war, entschloss sich Johann Jakob Josef von Leerodt zu Leerodt (1733-1790) mit dieser Erbschaft, seinen regelmäßigen Wohnsitz von Leerodt nach Born zu verlegen. Sein Enkel Maximilian von Leerodt (1787-1817) wiederum, verheiratet mit Therese von Eynatten-Trips (1793-1882), verkaufte 1813 Schloss Born und kehrte auf das Stammschloss Leerodt zurück.

Wirtschaftlich schwierige Zeiten

Maximilian von Leerodt starb bereits 1817, so dass sich das Gut Leerodt auf seine Witwe und seine Töchter vererbte. Durch die Jahre, in denen Leerodt nicht bewohnt war, waren bauliche Schäden entstanden, deren Ausbesserungen in der geldknappen Zeit nach den Freiheitskriegen (1813-1815) schwerfielen. In dieser Zwangslage entschied sich Therese von Leerodt, den südlichen und östlichen Flügel des Schlosses 1840 niederzulegen; so konnte der übrige Teil der Anlage zunächst vor dem Verfall bewahrt bleiben.

Georg Robert Schütz von Leerodt

Es war der Enkel Georg Robert von Schütz (1837-1914), der 1882 den Besitz Leerodt von seiner Großmutter Therese von Leerodt erbte, das Schloss von Grund auf renovierte und zu seinem Wohnsitz machte. Er ließ mit königlicher Bewilligung den erloschenen Familiennamen Leerodt in Verbindung mit seinem eigenen wieder aufleben und nannte sich fortan „Freiherr Schütz von Leerodt“.
Neben der erwähnten Niederlegung von zwei Schlossflügeln hatten im Laufe der Zeiten auch andere Eingriffe das äußere Bild von Leerodt verändert: die alten Burggräben wurden zugeschüttet, die Zugbrücken verschwanden, bei der Vorburg wurden aus wirtschaftlichen Erfordernissen bauliche Ergänzungen vorgenommen, und um 1883 wurde das Schloss mit einem Park umgeben. Leerodt verlor damit viel von dem ehemaligen Charakter einer befestigten Burg.

Warum „Freiherr Schütz von Leerodt-Wrede“?

Georg Robert Freiherr Schütz von Leerodt hatte mit seiner Frau Anna Huberta Michels (1846-1936) vier Kinder. Als Besitzer von Leerodt folgte zunächst der unverheiratete Sohn, Hans Freiherr Schütz von Leerodt (1872-1953), der mit seiner Schwester Maria das Schloss bis zu der Evakuierung am 14. September 1944 bewohnte. Seine ältere Schwester Constanze (1870-1948) hatte 1894 den königlich-preußischen Landrat des Kreises Geilenkirchen, Adrian Freiherr von Wrede-Melschede (1862-1935) geheiratet. Deren Sohn Hans-Egon (1900-1984) pachtete 1928 das Gut von seinem Onkel, der ihn und seine fünf Kinder 1941 unter der Vorgabe adoptierte, den für sie eingetragenen Namen „Freiherr Schütz von Leerodt-Wrede“ zu führen. Mit seinem Tod 1953 ging der Besitz Leerodt auf Hans-Egon Freiherr Schütz von Leerodt-Wrede über.

Kriegs- und Nachkriegsjahre

Am 20. November 1944 brannte das Schloss durch Kriegshandlungen vollkommen aus. Nach ihrer Rückkehr aus der Evakuierung im Sommer 1945 erwartete die Familie nicht nur ein restlos zerstörtes Schloss, sondern auch eine weitgehend zerstörte Hofanlage. Während sich der Vater Hans-Egon in den Nachkriegsjahren hauptsächlich auf den Wiederaufbau der Hofgebäude, des Wohnhauses und den Neubeginn der dringend notwendigen Landwirtschaft konzentrierte, kümmerte sich später sein Sohn Albrecht zunehmend um die Belange der Ruine.

Rettung der Ruine

Ende der 60er Jahre bewirkte Albrecht Schütz von Leerodt-Wrede, dass an der Schlossruine mit Hilfe der Denkmalförderung erste Sicherungs- und Schutzmaßnahmen erfolgen konnten, die wegen der kommunalen Neugliederung von 1972 zwar nicht vollständig umgesetzt wurden, aber den Einsturz der Ruine durch das Einziehen von stabilisierenden Betondecken verhinderten. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte machte Albrecht Schütz von Leerodt-Wrede, zunächst neben seiner beruflichen Tätigkeit, danach vollständig, es zu seinem Lebensschwerpunkt, sich um den Erhalt von Leerodt, insbesondere der Ruine zu kümmern. 1985 war die Ruine in Eigenleistung soweit hergerichtet, dass sie für Veranstaltungen genutzt werden konnte. Durch die nicht vollendeten Sicherungs- und Schutzarbeiten aus den 70er Jahren, schritt der witterungsbedingte Zerfall aber zügig voran und konnte mit eigenen Kräften nicht aufgehalten werden, so dass die Ruine 2015 aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit gesperrt werden musste.

Leerodt heute

Mittlerweile ist Leerodt an den Sohn Albrechts, Joachim Schütz von Leerodt-Wrede, übergeben, der sich mit seiner Familie zusammen weiter bemüht, Leerodt als ein baugeschichtlich wertvolles Denkmal zu erhalten.
Dank der im Jahr 2020 gewährten Fördergelder von Bund und Land aus den Denkmalschutzprogrammen ist es zur Zeit möglich, dringend notwendige Arbeiten am Mauerwerk des Sockelbereichs durchzuführen.
Wieder ein Schritt, die Ruine vor dem Einsturz zu bewahren und mit Hilfe eventueller weiterer finanzieller Unterstützung ein Weg, die Schlossruine Leerodt zu erhalten. | Zurück zur Startseite